Vom Taubenstein zur Jägerkamp
13 Juni 2017 | Spitzing | Taubenstein | Jägerkamp
Die Exkursion haben wir schon mehrmals unternommen. Erstens startet sie keine 10 Minuten vom Haus meines Bruders entfernt, die Wanderung ist einfach wunderschön und die Arten die es zu sehen gibt sind auch nicht zu verachten.
Auto + Gondel = gesparte Höhenmeter
Los geht es wie immer. Erstmal zum Bäcker um Hörnchen, Bretzen und was zu Trinken zu kaufen, dann wieder ins Auto und los in Richtung Ziel. Das Ziel liegt heute nicht weit entfernt, wir fahren einfach nur die Spitzingstrasse zum Parkplatz an der Taubensteinbahn hoch, das dauert etwa 10 Minuten. Dann ab in die Gondel, die kleinen Kabinen aus den 70ern haben schon einen besondern Charme. Mit Comfort ist da natürlich nix, dafür ist der Ausblick toll. Auf den Almen über die wir „hinweggondeln“ sind vor allem die Fingerwurzen gut zu erkennen und die Vorfreude auf eine tolle Exkursion steigt. Auf wieviel Meter uns die Bahn bringt weiss ich gar nicht, aber ich schätze mal 1550m. Oben angekommen und keine zehn Schritte von der Bergstation entfernt stehen schon die ersten prächtigen Knabenkräuter | Orchis mascula ssp. speciosa, Kugelorchis | Traunsteinera globosa, Fuchs‘ Figerwurz | Dactylorhiza fuchsii, Mückenhändelwurz | Gymnadenia conopsea.
Erstmal geht es zum Rauhkopf, ein kleiner Gipfel links von der Bergstation. Es geht nur ein paar Meter bergauf, bis auf ca. 1680m. Am Wegesrand finden sich imemr wieder die oben schon angesprochenen Orchideen. Nach ein paar Bäumen liegt der, wirklich leicht zu erreichende, Rauhkopf vor uns. Direkt unterhalb des Gipfelkreuzes finden sich die Grüne Hohlzunge | Dactylorhiza viridis und der Weißzüngel | Pseudorchis albida, zwei Wochen später werden hier dann auch die ersten Kohlröschen aufblühen. Das Österreichische Kohlröschen | Nigritella austriaca, das Rote Kohlröschen | Nigritella miniata und etwas später noch das Schwarze Kohlröschen | Nigritella rhellicani.
Vom Rauhkopf geht es weiter in Richtung Jägerkamp. Durch eine Senke steuern wir den gegenüber liegenden Bergkamm an. Linkerseits des Weges befindet sich eine Almwiese auf der sich die zu erwartenden Orchideen finden. Zu unserer großen Freude finden wir auch eine albiflore Variante des Prächtigen Knabenkrauts | Orchis mascula ssp. speciosa. Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, da die Pflanze in 2017 offensichtlich neu war. Gerade mein Bruder ist dort mehrmals im Jahr und der Standort direkt am Weg wäre sicher aufgefallen. Auch hier gesellen sich in einigen Wochen noch die oben genannten Kohlröschen dazu.
Auf den letzten paar Metern hoch zu dem Bergkamm finden sich einige Pflanzen der alpinen Form der Breitblättrigen Fingerwurz | Dactylorhiza majalis ssp. alpestris. Oben angekommen machen wir einen kleinen Abstecher in Richtung Aiplspitz und schauen uns eine weitere schöne Almwiese an auf der sich die ganze Variationsbreite der Grünen Hohlzunge | Dactylorhiza viridis zeigt. Von groß bis klein und von ganz grün bis hin zu tiefrot gefärbten Blütenlippen findet sich alles.
Weiter geht es in Richtung Jägerkamp. Durch große Bestände des Prächtigen Knabenkrauts | Orchis mascula ssp. speciosa führt uns der Weg zu dem 1749m hoch liegenden Gipfel. Nach einer kurzen Rast am Gipfel geht es jetzt weiter Richtung Jägerbauernalm. Nach kurzer Zeit kommen wir an einem Standort des Kleinen Zweitblattes | Neotinea cordata vorbei. Dem „normalen“ Wanderer wird diese kleine Kostbarkeit, die direkt am Wegesrand wächst, niemals auffallen, denn wie der Name schon sagt sind die Pflanzen wirklich klein und auch farblich bieten die Blüten kein Feuerwerk, sondern fügen sich „unaufgeregt“ ins Umfeld ein.
Langsam wird der Weg steiler und vor uns tut sich ein Kessel an dessen gegenüberliegender Seite das Almhaus der Jägerbauernalm liegt. Später im Jahr kann man hier oben das Kleinblütige Einblatt | Malaxis monophyllos finden, 2017 finden wir aber keine Blattrosetten die eigentlich schon sichtbar sein müssten. Nach dem Abstieg zur Almhütte lassen wir diese hinter uns, die erhofften Gymnigritellen blühen noch nicht und so halt wir uns dort nicht sehr lange auf. In den Artenmix gesellen sich jetzt noch das Brand-Knabenkraut | Neottinea ustulata und die Fliegen-Ragwurz | Ophrys insectifera. Hier oben die Fliegen-Ragwurz zu finden ist für mich immer wieder erstaunlich, denn es zeigt wie anpassungsfähig diese Art ist. In meiner Heimat um Würzburg, auf klimatisch begünstigten Trockenmagerrasen, ist diese Art ebenso zu Hause wie eben hier oben auf Kuh beweideten Almwiesen.
Jetzt beginnt der mühsame Teil des Abstiegs. Auf schmalem Weg geht es durch den Wald. Kaum zu glauben, dass auf diesem „Weg“ der Alm Auf- und Abtrieb der Kühe stattfindet. Natürlich verändert sich die Flora. Blattrosetten der Breitblättrigen Ständelwurz | Epipactis helleborine geben einen Vorgeschmack auf das was hier in einigen Wochen blühen wird. Wir entschliessen uns den markierten Wanderweg zu verlassen und biegen auf einen alten aufgelassenen Weg ein, der uns zum Spitzingsattel zurückführt, so dass wir wieder zum Auto zurückkommen. Der nicht mehr gepflegte Weg ist zwar noch begehbar, aber trittsicher sollte man schon sein und beim Überwinden des ein oder anderen Hindernisses helfen meine langen Beine.
Am Sattel angekommen, machen wir einen kleinen Abstecher zu einer Wiese auf der einige Fingerwurzen blühen. Unter anderem finden wir einige schöne Grüppchen der Lappländischen Fingerwurz | Dactylorhiza lapponica. Entlang am Spitzingsee geht es dann zurück zum Parkplatz der Taubensteinbahn und diese sehr schöne, empfehlenswerte Exkursion kommt zu Ende.