Murnau, ein Moor voller Orchideen
Mitte Juni 2017 | Murnau
Das Murnauer Moos ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Es ist das größte voralpine Moor Mitteleuropas (4.200 Hektar). Somit konnte in weiten teilen die Ursprünglichkeit dieses Lebensraumes erhalten bleiben und viele vom Aussterben bedrohte Arten finden hier eine Heimat. Darunter sind natürlich auch allerhand Orchideen und um diese geht es mir in diesem Beitrag in der Hauptsache. Würde ich alle Schmetterlinge, Libellen, Hautflügler etc. mit aufnehmen würde das den Rahmen sprengen.
Auch 2017 sollte also auch wieder eine Exkursion nach Murnau führen. Die Anfahrt vom Schliersee dauert zwar ein wenig, aber lohnt sich für so ein tolles Gebiet immer. Das Wetter scheint auch mitzuspielen und so freuen wir uns auf einen tollen Vormittag in Murnau. Wer einen Ausflug dorthin plant, der sei gewarnt, dass wenn dort im Juni die Sonne scheint sie erbarmungslos herunter knallt. Die Orchideenwiesen bieten keinen Schutz in Form von Schatten, der feuchte Untergrund dampft und von oben kriegt man richtig eine mit. Also immer eine Kopfbedeckung, genügend zu trinken und Sonnencreme dabei haben. ich nehme mir auch immer ein Halstuch mit, da der Nacken, bei zumeist nach unten geneigtem Kopf, einfach gegrillt wird.
Ich habe ja schon erwähnt, dass wir schon des Öfteren in Murnau waren und über die Jahre haben wir dort immer neue Arten und Hybriden entdeckt. So haben wir z.B. 2017 erstmalig das Torf-Glanzkraut | Liparis loeselii gefunden und konnten dort auch die Hybride zwischen Strohgelber Fingerwurz und Fuchs‘ Fingerwurz Dactyorhiza x lillsundica nachweisen. Wirklich beeindruckend sind die Bestände der Traunsteiners Fingerwurz | Dactylorhiza traunsteineri so blühen auf den Wiesen zwischen B2 und Loisach mehrere 1000 Pflanzen.
Als wir 2017 auf den kleinen Parkplatz an der B2 fahren sehen wir bereits aus dem Auto eine der seltenen Hybriden von D. incarnata und D. ochroleuca oder Dactylorhiza x versicolor. Außerdem sind die vielen Pflanzen der Strohgelben Fingerwurz | D. ochroleuca auffällig die im Meer aus violetten D. traunsteineri-Blüten hervorstechen. Die Wiesen die das Murnauer Moos flankieren beherbergen den größten mir bekannten Bestand von D. ochroleuca
Interessant am großen Bestand von D. traunsteineri finde ich wie wenig variabel die Pflanzen sind. Der Großteil ist wie aus dem Bestimmungsbuch und zeigt sich in Größe und Farbe wenig variabel. Einzig ein paar Blütenstände mit helleren Blüten fallen auf. Aber ich würde schätzen, dass das keine zehn Pflanzen im gesamten Gebiet sind. Albiflore Exemplare fanden wir noch nie, diese sind bei den tetraploiden Arten aber auch extrem selten.
Natürlich besiedelt auch die fleischfarbene Fingerwurz | D. incarnata und Fuchs‘ Fingerwurz | D. fuchsii die Wiesen. Die Breitblättrige Fingerwurz | D. majalis ist dort Mitte Juni bereits verblüht. Unvermeidlich bei gemischten Dactylorhiza-Beständen sind die vielen Hybriden. Besonders hervorzuheben sind dabei die Hybriden mit Beteiligung der Strohgelben Fingerwurz | D. ochroleuca, die nicht nur sehr selten sondern auch sehr schön sind. Die Mischung aus Violett und den zarten Gelbtönen ergibt wirklich sehr hübsch gefärbte Blüten.
Jetzt aber genug der Fingerwurzen, schliesslich gibt es noch einige andere nicht alltägliche Orchideen zu entdecken. Neben der im Alpenvorland allgegenwärtigen Mücken-Händelwurz kommt hier auch seltenere Gattungsschwester die Wohlriechende Händelwurz | Gymnadenia odoratissima vor. In einem Jahr konnten wir auch eine albiflore Variation selbiger finden. Bei G. conopsea ist die albiflore Form keine Seltenheit, von G. odoratissima war das die einzige die ich bislang finden konnte. Übrigens trägt die nicht umsonst das Adjektiv „wohlriechend“ im Namen, der Geruch ist wirklich betörend süss und blumig. Auf einem kleinen Wiesenabschnitt mit mehreren Hundert Pflanzen riecht es so betörend nach dieser hübschen Orchidee, dass man gar nicht mehr weg will.
Zum Abschluss möchte ich noch kurz auf zwei Arten eingehen, die recht unauffällig daher kommen. Beide blühen grün und die Pflanzen sind so klein, dass sie die hochflorige Begleitvegetation niemals überwachsen. Man muss also schon genau hinsehen und wissen nach was man sucht. Wie oben schon geschrieben fanden wir 2017 erstmals das Torf-Glanzkraut | Liparis loeselii. Zwar war eigentlich klar, dass diese Art dort auch vorkommt, aber den Nachweis zu erbringen ist dann doch immer etwas Besonderes. Außerdem wollen wir ja nicht ohne Rücksicht auf Verluste die Wiesen durchpflügen nur um den Fund zu erzwingen. Ähnlich erging es uns mit der Honigorchis | Herminium monorchis. In Murnau verzeichneten wir unseren Erstfund dieser Art. Wie der Name schon sagt riecht das kleine Pflänzchen nach Honig, da lohnt es sich schonmal in die Knie zu gehen und mal zu daran zu schnuppern.